Lubentiusweg
"Jenny, komm' mal her"

Weder meine Mitpilgerin noch ich heißen Jenny. Wir sind auch nicht gemeint. Gemeint ist eine kleine grau getigerte Hofkatze von einem Bauernhof in Langenscheid, die uns offenbar auf unserem Pilgerweg ein Stück begleiten will. Da wir aber noch einige Kilometer zurückzulegen haben, ist es gut, dass der Besitzer die zutrauliche Katze zurückruft. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: Wir haben eine Abzweigung auf dem Lubentiusweg verpasst. Anstatt am Daubachtal entlang zu gehen, stehen wir jetzt mitten in Langenscheid auf einem schönen Dorfplatz. Aber hier finden wir keine Pilgerwegmarkierung mehr. Wir suchen eine kleine braune Plakette mit einem weißen, stilisierten Lubentius. Also zurück. Zurück zu Jenny, die auf uns zu warten scheint. Der Besitzer von Jenny hilft uns direkt weiter. Er weiß, wo wir den Weg verpasst haben, er kennt den Lubentiusweg. Und er kann uns mit Blick auf das wunderschöne Panorama von seinem Hof aus alle Ortschaften im Lahntal benennen, die man von hier oben sieht. Darunter Gückingen, Staffel und Limburg.
Start mit Urlaubsflair in Balduinstein
Unsere Pilgerroute hat unten im Lahntal begonnen. In Balduinstein. Der Weg ist nach dem heiligen Lubentius benannt, einem Missionar aus dem 4. Jahrhundert, auf dessen Grabstätte in Dietkirchen die Lubentiusbasilika errichtet wurde. Der Legende nach hat er die Menschen hier in der Region missioniert und im Daubach ("Taufbach") getauft.

Balduinstein ist ein besonderer Ort. Urlaub fällt uns spontan ein. Ein Blick auf die Schaumburg, auf die Burgruine im Dorf und natürlich auf die Lahn. Ein kleiner Jachthafen, vorbeipaddelnde Kanufahrer und Cafés am Lahnufer verleihen dem Ort ein besonderes Flair. Wir entdecken hier auch das Pilgerzeichen des Jakobsweges, eine Muschel, denn hier geht auch der so genannte Lahn-Camino, der Jakobsweg an der Lahn, entlang. Und die Bürgermeisterin des Ortes, Marie-Theres Schmidt, das erfahren wir bei einer Tasse Kaffee mit ihr, ist selbst begeisterte Pilgerin. Sie war erst im Mai auf dem Franziskus-Weg in Assisi unterwegs, schon zum zweiten Mal. Und den Lubentiusweg vor Ihrer Haustür – klar, den ist sie auch schon gepilgert.
Auf den Spuren des heiligen Lubentius

Vom Bahnhof in Balduinstein aus gehen wir über die Lahnbrücke, auf der ein Denkmal für die Lahnfährmänner steht. Der Patron der Lahnfährmänner und -schiffer ist im Übrigen auch der Heilige Lubentius. Der Heilige wird uns die nächsten drei Stunden begleiten. Nach der Brücke biegen wir rechts in den Rad- und Wanderweg entlang der Lahn ein. Die Pilgermarkierung ist gegenüber von den großen Radtouren-Schildern angebracht. Wir gehen etwas lahnaufwärts, bis wir die Eisenbahnbrücke sehen. Dann weist eine Wegmarkierung nach links in den Wald. Hier geht es 700 Meter bergauf aus dem Lahntal Richtung Langenscheid. An zwei Weggabelungen im Wald halten wir uns links. Aus dem Wald kommend geht es rechts am Waldrand entlang des Daubachtals. Diese Abzweigung hatten wir verpasst. Jetzt, wo wir zurückgelaufen sind, sehen wir natürlich die Pilgerwegmarkierung.
Wir gehen an Pferde-, Kuh- und Ziegenweiden vorbei zum Ortsrand. Am Zaun des Klärwerks und an Straßenschildern begegnet uns immer wieder die Pilgerwegmarkierung. Am Ortsrand verlassen wir 150 Meter nach dem letzten Haus den asphaltierten Wirtschaftsweg und gehen rechts in den Wald.
Der steile Anstieg zu Beginn des Weges wird durch die weitläufigen Blicke ins Lahntal belohnt.
Am Daubachtal entlang nach Hirschberg

Der Waldweg durch den Buchenwald führt weiter am Daubach entlang. Leise rauscht das Wasser des Daubachs, der weit unter uns im Tal plätschert. Raus aus dem Wald, im offenen Feld, sehen wir von weitem bereits Hirschberg. Hier gibt es übrigens eine Schnapsbrennerei, die auch einen Lubentiusgeist im Angebot hat. In Hirschberg geht`s über die Hauptstraße die Bergstraße hoch. Über dem Dorf begegnet uns er dann endlich: Der Hirsch, der laut Legende dem heiligen Lubentius den Weg aus einem Dickicht gewiesen hat, als er sich verirrt hatte. Der Legende nach soll Hirschberg so seinen Namen erhalten haben. Lubentius soll im Auftrag des Trierer Bischofs hier im unteren Lahntal als Missionar tätig gewesen sein. Nach seinem Tod wollte man ihn in Kobern an der Mosel beisetzen, doch sein Sarg ließ sich nicht bewegen, so die Legende. Wie durch ein Wunder sei der Leichnam dann von Kobern in einem unbemannten Kahn den Rhein und die Lahn flussaufwärts nach Dietkirchen geschwommen. Der Sarg ließ sich erst in Dietkirchen aus der Lahn heben, so soll sein Grab in Dietkirchen errichtet worden sein. In der über seiner Grabstätte errichteten Stiftskirche befindet sich noch heute der Sarg des heiligen Lubentius, über dem Sarg steht eine Kopfbüste mit einer Schädelreliquie des Heiligen. Auch soll Lubentius ein Schüler des Bischofs Martin von Tours gewesen sein. Der heilige Martin ist einer der bekanntesten Heiligen der katholischen Kirche.
Panoramablick am Ende des Weges

Eineinhalb Kilometer über Hirschberg endet der Lubentiusweg. Kurz vor dem Ende des Weges steht die "Stumpe Eiche", eine imposante Eiche, die unter Naturschutz steht. Hier legen wir noch einmal eine Rast ein. Hier oben haben wir eine phantastische Aussicht. Rechts hinunter ins Lahntal, links erhebt sich der Hausberg dieser Region, der "Höchst" mit seinen 443 Metern. Am Waldrand verabschieden wir uns vom Heiligen Lubentius. Jetzt kann man sich entscheiden, ob man nach links weitergeht auf dem Halfterweg in Richtung Herthasee, Laurenburg und Obernhof oder rechts auf dem Halfterweg nach Diez. Oder aber einfach zurück nach Hirschberg. Das haben wir gemacht. Wieder vorbei an dem metallenen Hirschen am Wegesrand. Man sieht sich immer zweimal im Leben. Das trifft zumindest auf den Hirschen und auf Jenny zu. (fl)
Länge:
8 km / ca. 2,5 Std. Streckenwanderung
Beschilderung:
Der heilige Lubentius weist den Weg: Eine weiße stilisierte Figur mit Kreuzstab auf braunem Untergrund ist das Logo des Pilgerweges.
Zustand:
Überwiegend gut befestigte Wald- und Wirtschaftswege wechseln sich mit asphaltierten Stücken ab. Am Beginn des Weges muss man einen etwas steileren Weg bergauf gehen. Hier ist der Weg nicht rollstuhl- oder kinderwagentauglich.
Kirmes:
Vom 28. August bis zum 31. August 2015 feiert Balduinstein seine Kirchweih.
Kanufahrten auf der Lahn von Diez nach Balduinstein:
In Diez ist ein Bootsverleih, der Sie und die Boote auch wieder abholt. Kanutouren sind trotz Schleusensanierung möglich: www.wassersport-danner.de
Schnapsbrennerei Meckel in Hirschberg:
Dort kann man nach telefonischer Anmeldung einen Lubentiusgeist verköstigen. (Klaus Meckel/ Hauptstraße 51/ 65558 Hirschberg/ Tel. 06439/7582)
Herthasee:
In der Nähe von Hirschberg ist der Ort Holzappel. Dort ist ein wunderschöner und familienfreundlicher Badesee, der Herthasee, direkt gegenüber gibt es eine Minigolfanlage: http://urlaub-in-diez.de/herthasee-nicht-nur-zum-baden-schon
Pfarrei Dietkirchen:
Wer mehr über den Heiligen Lubentius erfahren will, kann sich an die Pfarrei Dietkirchen wenden. Gemeindemitglieder bieten auf Anfrage Führungen durch die Lubentius-Basilika an. Kontakt über das Pfarrbüro: 06431/71498 oder Pfarramt-Dietkirchen@t-online.de
Mit dem Zug:
Von Diez erreicht man Balduinstein sehr gut mit der Bahn. Die Fahrt dauert nur 7 Minuten: www.bahn.de.
Mit dem Auto:
Von der A 3 Abfahrt Limburg Süd/ in Limburg dann Richtung Diez halten. Dann nach Birlenbach. Hinter Birlenbach liegt Balduinstein.
Mit dem Schiff:
Die Anreise mit dem Wappen von Limburg ist erst nach der Sanierung der Schleuse wieder möglich. (Fahrplanauskunft "Wappen von Limburg": Tel. 0 6431-3984 oder 0171-7729105).
Rückfahrt mit dem Bus:
Von Hirschberg, dem Ziel, kommt man mit dem Bus zurück nach Diez bzw. Balduinstein: Von Hirschberg kann man montags bis samstags bis 18 Uhr mit dem Bus nach Diez fahren. Die Haltestelle ist an der Hauptstraße: In der Ferienzeit gilt vor allem am Vormittag ein eingeschränkter Fahrplan. Um längere Wartezeiten zu vermeiden, sollte man vorher den Fahrplan checken: Fahrplaene_Limburg_Weilburg.pdf. Wer noch Kraft in den Beinen hat, kann von Hirschberg auf dem ebenfalls ausgewiesenen Halfterweg nach Diez laufen. Nach Balduinstein geht es von Diez aus dann mit dem Zug. Mit dem Auto: Von Hirschberg fährt man über Langenscheid nur 6,4 Kilometer nach Balduinstein. Auch nach Diez sind es über Altendiez nur 7 Kilometer.
Essen und Trinken

Lahn-Imbiss und Radler-Imbiss:
Lahn-Imbiss am Bahnhof in Balduinstein und Radler-Imbiss auf der anderen Lahnseite hier werden auch Lahnweine ausgeschenkt
Restaurants in Balduinstein:
"Zum Bären" und "Lahnblick"
Diez:
In Diez mehrere Cafès, Restaurants und Eisdielen.
Hozappel und Herthasee:
In Holzappel am Herthasee gibt es ein Seerestaurant: http://www.am-herthasee.de