Marienstatt Rundweg
Der Marienstatt Rundweg führt als Rundwanderweg von der mehr als 800 Jahre alten Zisterzienserabtei Marienstatt fünf Kilometer entlang der Nister durch den Wald und zurück zum Kloster.
Die Abtei ist ein beliebter Wallfahrtsort und eines der geistlichen und kulturellen Zentren des Westerwaldes. Ein Muss für jeden Pilger ist deshalb zu Beginn oder als Abschluss ein Besuch in der Abteikirche. Die Basilika mit dem Gnadenbild der Schmerzhaften Gottesmutter zählt zu den bedeutendsten Kirchen im Bistum Limburg. Der Name »Marienstatt«, die Stätte Mariens, geht auf die Gründung des Klosters 1212 zurück.
Täglich suchen einzelne Pilger und Pilgergruppen, Gäste und Besucher das Kloster mit dem Gnadenbild auf. Vor der Schmerzhaften Muttergottes, einem Ort des Gebets und der Stille, tragen sie in Verbundenheit mit den Mönchen ihre Anliegen und Sorgen, aber auch ihren Dank für erfahrene Hilfe vor Gott und empfehlen dies der Fürsprache Mariens. Zwei verschiedene Kreuzwege auf dem Klostergelände laden Besucher und Pilger zu Betrachtung und Gebet ein. Im klostereigenen Brauhaus oder durch die Klosterküche wird für Pilger- und Besuchergruppen nach Voranmeldung für das leibliche Wohl gesorgt. In der Buch- und Kunsthandlung finden sich auch Wallfahrtsandenken zur Erinnerung an den besonderen Ort, dazu natürlich auch Abtei-Likör oder Marienstatter Klosterbräu.

Zisterzienserabtei Marienstatt
Die Abteikirche von Marienstatt gilt als erste rechtsrheinische gotische Kirche in Deutschland. Erstmals wurde hier das System der freischwebenden Strebebögen um die ganze Kirche herum verwirklicht. Das frühgotische Bauwerk steht damit in der Tradition französischer und deutscher Zisterzienserkirchen, ist aber auch ein Zeugnis der rheinischen Baukunst. Alle Elemente der Gotik wie Spitzbogen, Strebepfeiler oder Kreuzrippengewölbe sind schon ausgeprägt.
Das Prinzip der Einfachheit, das den Zisterziensern eigen ist, zeigt sich in den schlichten Architekturformen und dem Verzicht auf Türme. Nur ein Dachreiter über der Vierung war zur Unterbringung von ursprünglich einer, maximal zwei Glocken gestattet. Heute befinden sich im Dachreiter vier Glocken. Die Kirche war zu ihrer Zeit ein reiner Zweckbau. Aber gerade in der Beschränkung der Mittel zeigt sich echtes Können: So entstand ein Gotteshaus, das durch seine Formbewältigung und Linienführung über die Jahrhunderte hinweg ein bis in unsere Zeit bewundertes Kunstwerk geblieben ist.
Reformbewegung um 1100
Die Zisterzienser gingen 1098 als Reformbewegung aus den Benediktinern hervor. Getrieben von dem Wunsch, die Regel des Heiligen Benedikt (um 480-547), eine das abendländische Mönchtum prägende Gestalt, in ihrer ursprünglichen Strenge zu erneuern. Namensgebend war die Gründung des ersten Klosters im burgundischen Cîteaux. Gemäß der Weisung des berühmten Ordensvaters Bernhard von Clairvaux sollten die Mönche in eremitischer Abgeschiedenheit die Reinheit der benediktinischen Grundformel "ora et labora", der Verbindung von Gebet und körperlicher Arbeit, neu interpretieren und leben.
In der Abteikirche
Das Chorgestühl aus der Zeit um 1290 ist eines der ältesten in Deutschland, das noch regelmäßig für das Chorgebet genutzt wird. Hier versammelt sich der Chor der Mönche viermal täglich zu den Gebetszeiten und zur täglichen Feier der Heiligen Messe. Zu den bedeutendsten mittelalterlichen Flügelaltären des Rheinlands gehört das Ursularetabel, ein Altaraufsatz, der heute im Hochchor steht. Beeindruckend aber auch der schlichte zeitgenössische Altar aus Basaltlava in Form einer Halbkugel, den der bekannte Wiener Maler und Bildhauer Leo Zogmayer 2009 für Marienstatt entworfen hat.
Beim Verlassen der Kirche lohnt sich ein Blick auf die wunderschöne barocke Parkanlage, ehe das ruhige Nistertal die Pilger zur Begegnung mit der Stille in freier Natur einlädt. Begleitet wird der Weg von der Nister, einem Flüsschen, das sich durch das Herz der Kroppacher Schweiz, wie diese Gegend genannt wird, seinen Lauf gebahnt hat. Vom Kloster fort führt der Weg über die historische Nisterbrücke, vorbei an einer achteckigen Kapelle. Die sogenannte „Kriegerkapelle“ wurde 1935 als Gedenkstätte für gefallene Soldaten erbaut. In der alten Kapelle fallen die bunten Ornamentfenster auf, die die Heiligen Martin, Sebastian und Georg darstellen. Weiter geht es zum Kaiserlichen Friedhof, der „Ruhestätte der in den Jahren 1793 bis 1797 in der Abtei St. Marienstatt verstorben und dahier beerdigten österreichischen Krieger“. Der Soldatenfriedhof war zwischen 1793 und 1797 der Friedhof des damaligen Behelfslazaretts des Klosters Marienstatt. Etwa 600 Soldaten, größtenteils Österreicher, fanden hier ihre letzte Ruhe, nachdem sie im ersten Koalitionskrieg der Österreicher im Kampf gegen die französische Revolutionsarmee ihr Leben lassen mussten. 1856 ließ Erzherzog Stephan von Österreich das Denkmal zur Erinnerung an dieser Stelle errichten.
An einer größeren Wegkreuzung lockt das Felsenstübchen, eine urige Felslandschaft mit alter Burgruine. Die Felsformation ist moosbewachsen und erinnert fast an eine Märchenwelt. Etwas weiter den schmalen Pfad aufwärts stehen Pilger und Spaziergänger vor den Resten der mittelalterlichen Burg Froneck. Zu sehen sind nur noch die Fundamente der alten Burg, die im 14. Jahrhundert wohl genau in die Felsen eingepasst wurden, deren Bau aber nie vollendet worden ist.
Über einen etwas antiquiert wirkenden Waldlehrpfad, der Auskunft gibt über heimische Baumsorten, und die klostereigene Wasserkraftanlage geht es zurück zum Ausgangspunkt des Pilgerwegs rund um Marienstatt. Der Rundweg führt überwiegend durch lichten Baumbestand über breite, recht ebene Wege, die auch mit Rollstuhl und Kinderwagen gut zu bewältigen sind. Allerdings ist das Orientierungsvermögen der Pilger an der ein oder anderen Stelle gefordert, da die Beschilderung an den Wegkreuzungen oftmals den Hinweis auf den „Marienstatt Rundweg“ vermissen lässt. Dafür lässt sich die Rundwanderung auf andere Strecken problemlos ausdehnen, gelegentlich auch unfreiwillig.