Die Quelle des Lebens ist gut


Mit einem Festgottesdienst in Wirzenborn hat Bischof Dr. Georg Bätzing am Sonntag, 1. Mai, die Wallfahrtszeit im Bistum Limburg eröffnet. Seit mehr als 500 Jahren ist der kleine Ort bei Montabaur im Westerwald ein Ort des Gebetes, der Sammlung und der Vergewisserung. Schon der Name Wirzenborn erinnere an die Quelle, die es im Ort in unmittelbarer Nähe zur Wallfahrtskirche gebe. „Es ist häufig so, dass dort, wo eine Quelle ist, die Gottesmutter besonders verehrt wird“, erklärte Bätzing.
Besuche an Quellen seien immer etwas Besonderes und es sei wichtig, bei all der Unsicherheit des Lebens zu wissen, wo die Quelle, der Ursprung liege. „Um uns in der Irritation, die das Leben mit sich bringt, zu vergewissern, müssen wir uns bewusst machen, wo unsere Quelle liegt“, sagte der Bischof. Der Mensch könne sich immer sicher sein, dass der Anfang des Lebens gut ist, denn er komme von Gott. Er habe den Menschen aus Liebe das Leben geschenkt und ihn beim Namen gerufen. „Dieser gute Anfang ist Gewissheit und Verpflichtung. Wir müssen uns für das Gute, für Gerechtigkeit und für die Schöpfung einsetzen. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Welt ihren guten Ursprung verliert“, appellierte Bätzing.
Maria, die Mutter Gottes, werde oft auch als Brunnen und Lebensquelle benannt. „Wenn wir uns zur Gottesmutter aufmachen, innerlich im Gebet oder konkret bei einer Wallfahrt zu einem Gnadenort, sind wir immer auf dem Weg zur Quelle. Wer sonst als Maria könnte besser wissen, wer Jesus ist und was er mit uns vorhat“, fragte der Bischof. Weil ihr diese große Bedeutung zukomme, gehöre die Liebe zur Gottesmutter ganz einfach zum katholischen Glauben. Alle, die diese Liebe pflegten, pflegten gleichzeitig auch die Liebe zur Kirche. „Von der Kirche sagen wir auch, dass sie irgendwie eine Mutter ist. Ohne die Kirche wären wir nicht zum Glauben gekommen. Ohne die Kirche hätten wir die Freundschaft zu Jesus und seine Verehrung nicht“, sagte Bätzing. Deshalb solle man sich immer und immer wieder zur Quelle und zur Mutter Gottes aufmachen. Wer auf die Quelle schaue, der verliere den guten Weg nicht, der irgendwann zum Ziel des Lebens, die Gemeinschaft mit Gott, führen werde.
Einblicke in ein herausforderndes Arbeitsfeld
Nach dem Festgottesdienst ging es für Bischof Georg zu Fuß von Wirzenborn nach Montabaur. In der Kreisstadt besuchte er das Haus am Quendelberg. In dieser Einrichtung der Caritas leben 24 Menschen mit Behinderung. Mit ihnen kam der Bischof ins Gespräch. Am Tag der Arbeit lag der Schwerpunkt allerdings auf dem Austausch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Einrichtung. „Hier in diesem Haus werden Menschen mit Behinderung 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr betreut. Hier wird daher auch am Tag der Arbeit gearbeitet“, machte Frank Keßler-Weiß, Vorstand des Caritasverbandes Westerwald/Rhein-Lahn, deutlich. Diese Arbeit sei oft herausfordernd und werde gesellschaftlich nicht immer anerkannt. Dennoch kann sie, das erfuhr der Bischof im Gespräch, auch nach Jahrzehnten im Beruf immer noch Spaß machen und bereichern. Die Arbeit mit Menschen mit Behinderung sei sehr vielfältig. Der Beruf fordere viel, aber die Menschen gäben einem viel zurück. „Menschen mit Behinderung brauchen nicht unser Mitleid. Sie brauchen Unterstützung, Wertschätzung und verlässliche Betreuung. Mit ihrer Fröhlichkeit und Offenheit und ihrer Fähigkeit uneingeschränkt zu vertrauen, stecken sie mich immer wieder an und begeistern mich“, erzählte ein Mitarbeiter.
Trotz aller Begeisterung, die dem Team des Haus am Quendelberg anzumerken ist, sei es schwer, junge Menschen für Berufe in der Pflege und Betreuung von Menschen mit Behinderung zu gewinnen. Vielen sei einfach nicht klar, was sich hinter den verschiedenen Berufen, wie etwa dem des Heilerziehungspflegers, verberge. Hier müsste Aufklärungsarbeit geleistet werden. Viele Mitarbeitende sind über ein längeres Praktikum, über den Zivildienst, ein freiwilliges soziales Jahr und über die Praxis in die Pflege gekommen. Daher brauche es solche Erfahrungsräume und die nötige Zeit dafür.
Nähe und Unmittelbarkeit haben besonders gefehlt
In dem Gespräch mit Bischof Bätzing ging es auch um die besonderen Herausforderungen in der Pflege während der Corona-Pandemie. Zum Schutz der Bewohnerinnen und Bewohner und der Mitarbeitenden mussten enorme Anstrengungen unternommen werden. „Unsere Bewohner mussten neue Hygieneregeln lernen und ihr Alltag hat sich durch die Pandemie verändert“, berichteten die Mitarbeitenden. Für viele sei die Pandemie nicht greifbar gewesen und es habe einige Mühe gebraucht, um zu erklären, was hinter Corona und den damit verbundenen Einschränkungen stecke. Die Bewohnerinnen und Bewohner hätten viele Veränderungen ertragen müssen. Der Besuch in der Eisdiele war nicht mehr möglich, das Tragen von Masken war fremd, das gemeinschaftliche Essen oder Kochen nicht mehr möglich. Auch eine tröstende Umarmung oder ein ermutigendes Schulterklopfen habe vielen gefehlt. „Nähe und Unmittelbarkeit haben uns allen gefehlt und wir nehmen wahr, dass viele unserer Bewohnerinnen und Bewohner geistig nachgelassen haben“, berichtete eine Mitarbeitende.
Bischof Georg nutzte seinen Besuch in der Caritaseinrichtung auch, um den Mitarbeitenden für ihren anspruchsvollen Dienst zu danken. „Für mich ist ein solcher Austausch wie heute ein ganz großes Glück. Ich bin tief beeindruckt von der Qualität der Arbeit, die hier geleistet wird. Ich bin beeindruckt von der Nachdenklichkeit, mit der sie hier wirken und von dem Verantwortungsbewusstsein, mit dem sie sich in den Dienst stellen“, sagte Bätzing.